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Magic Mushrooms – Schauspiel von Volker Lüdecke

11. November 2021 bis 28. November 2021

Die geplante Jubiläumsproduktion «Magic Mushrooms» findet wegen der Corona-Pandemie neu erst im November 2021 statt. Wir bedauern diese Verschiebung um ein volles Jahr sehr und hoffen auf Ihr Verständnis. 

Ein Partygänger, Jesus Maria, nimmt in Rom die Abkürzung vom Bahnhof zum Parkplatz über ein abgesperrtes, ungenutztes Gelände. Er findet darauf Pilze, die er zu kosten beginnt und stürzt plötzlich in ein Kellerloch. Es erweist sich als Versteck einer illegalen Flüchtlingsfrau aus Afrika, Kali. Beim Sturz verletzt er sich, blutet und ist auf ihre Hilfe angewiesen. Ihm zu helfen bedeutet für sie allerdings der Verlust ihrer Anonymität. Ein erbarmungsloses Ringen beginnt. Er appelliert an ihre Menschlichkeit, sie konfrontiert ihn mit den von Italien begangenen Kriegsverbrechen in Afrika und der Ausbeutung der Dritten Welt durch Europa. Als Verursacher ihrer Misere stellt sie seinen Wohlstand an den Pranger und zieht ihn dafür persönlich zu Rechenschaft. Für ihn der reine Wahnsinn, schliesslich kann er nichts dafür und will ja helfen!

Halluzinogener Albtraum oder Wirklichkeit? Nicht umsonst ist Kalis Versteck der Keller einer ehemaligen Giftgasfabrik und nicht umsonst steht dieser Keller in Verbindung mit den Priscilla-Katakomben, den Zeugen der Jahrhunderte alten Glaubensgeschichte mit ihren Kreuzzügen. Innere und äussere Welten vermischen sich, die Moderne mit dem Altertum, das Gebot der Nächstenliebe mit dem der Zerstörung. Doch die beiden Figuren agieren zutiefst menschlich. So gedeihen auf zivilisatorischen Müll nebst Hass und Rache auch Gebilde der Gnade und Reliefs der Menschlichkeit, die sich mit den Fresken der alten Katakomben verbinden, gemalt im Glauben an die Erlösung vom menschlichen Elend. Ein spannungsgeladener Konflikt zu einem brennend-aktuellen Thema in multimedialer Grossaufmachung!

Was, wenn der reiche Europäer in die existenzielle Abhängigkeit einer illegal Geflüchteten gerät und auf ihre Hilfe angewiesen ist? Diese Frage lässt der Autor zum halluzinogenen Albtraum werden.

Er heisst Jesus Maria, sie Kali. So steht er auch für das Christentum mit seiner unrühmlichen Vergangenheit der Kreuzzüge, dem Streben nach Macht und Ausbeutung unter dem Deckmantel der Mission. Kali ist im Hinduismus die anarchische Göttin des Todes und der Zerstörung, ebenso der Erneuerung. Das Stück lotet den Konflikt dieses Aufpralls bis in die dunkle Vergangenheit aus und steht im aktuellen Brennpunkt des heutigen Europa. Ihre Miseren sind nachvollziehbar. Das macht den Stoff zugänglich und lässt ihn zum explosiven Zündstoff werden, der aufwühlt und anklagt: Ein Appell an die globale Menschlichkeit!

Das alte Kellergewölbe des turbine theaters ist wie geschaffen für das unheimliche Szenario dieser schicksalsträchtigen Begegnung. Der Müll der Zivilisation wird darin zum Nährboden von Giftgasen, ein Zuhause des Zerfalls, zum modernden Grab. Und doch gibt es den Punkt, an dem die Gewölbe ihre Bedrohlichkeit verlieren und zur Stätte der Geborgenheit werden, worin eine Wandlung stattfinden kann und Keime des Mitgefühls spriessen. Nebst Hass, Rache und Gewalt bilden Oxide eigentümliche Blumen der Gnade, Reliefs der Menschlichkeit, die sich mit den Fresken der alten Katakomben verbinden, gemalt im Glauben an die Erlösung vom menschlichen Elend. So wird auch die Düsternis der Aufführung mit Klängen, Musik und Projektionen aufgehellt, damit von innen heraus wachsen kann, woran es aussen mangelt.

Das Augenmerk liegt auf der zwischenmenschlichen Beziehung von Jesus Maria und Kali, der Komplexität ihrer Situation und damit dem Schauspiel, das in der Besetzung von Indiana Ballan als «Kali» und Peter Niklaus Steiner als «Jesus Maria» in professionellen, beherzten Händen liegt. Dies steht auch für die übrige Kreativ-Crew.  Lüdeckes Sprache ist exakt und pointiert, furchtlos in ihrer Poesie und direkt.

In der Brisanz des Stoffs liegt auch das Potential für einen medialen Hotspot, mit dem die Aufführung in der Öffentlichkeit Aufsehen erregen und ihren Beitrag zur Völkerverständigung beitragen kann.

Besetzung

Regie: Peter Niklaus Steiner
Bühne und Video: Polytrop Intermedia
Musik: David Hohl und Moritz Widrig

Produktion: turbine theater
Co-Produktion: Kaiserbühne



Autor

Volker Lüdecke

Nach ersten Theatererfahrungen an freien Bühnen und bei einer Straßentheater-Gruppe in Frankreich, mit Teilnahme am Festival d’Avignon, machte Lüdecke eine Schauspiel-Ausbildung in Berlin an der Kirchhoff-Schule und der Hochschule der Künste, an die sich ein einjähriges Projektstudium „Szenisches Schreiben“ an der HdK anschloss.

Er arbeitet hauptberuflich als Theaterautor und für Fernsehproduktionen, nebenberuflich auch als Schauspieler und als Regisseur. Von ihm sind Theaterstücke in den Verlagen Drei Masken Verlag, München, stueckgut, München, razzoPENuto, Berlin und Felix Bloch Erben, Berlin erschienen. Außerdem Artikel im Feuilleton der FAZ und der Tageszeitung Welt. 1997 wurde sein Stück Darja mit dem Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis (geteilt mit Werner Fritsch) ausgezeichnet.

Er war als Autor Stipendiat des Literarischen Colloqiums Berlin und der Stiftung Preußische Seehandlung, Berlin. Seit 1983 lebt Lüdecke in Berlin.In den vergangenen zwei Jahren arbeitete Volker Lüdecke intensiv mit dem kurdisch-deutschen Theaternetzwerk Nexus und dem fringe ensemble in Bonn zusammen. Aktuelles Theater-Projekt: „Mit May und Nietzsche durchs wilde Kurdistan„.


Weitere Angaben zum Autor unter: 

Details

Beginn:
11. November 2021
Ende:
28. November 2021
Veranstaltungskategorie:

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