Liebeslust und Schabernack: Possen von Giovanni Boccaccio aus dem «Decamerone»
Dramatisiert von Peter Niklaus Steiner

Ersatzproduktion des turbine theaters für die wegen der Corona-Epidemie abgesagte Jubiläumsproduktion «Das Lied der Mordnacht», die auf Sommer 2021 verschoben wird.

Ersatzproduktion

Seit dem Jahr 2000 führt das turbine theater im Besucherzentrum in Sihlwald jeden Sommer eine Freilichtaufführung auf. Leider musste die im Juli 20 geplante Jubiläumsproduktion «Das Lied der Mordnacht» wegen der Corona-Epidemie abgesagt werden; der notwendige Sicherheitsabstand hätte bei der Zuschauertribüne nicht gewährleistet werden können. Damit das beliebte Sommertheater dennoch stattfinden kann, wartet das turbine theater nun mit einer Ersatzproduktion auf, die den corona-bedingten Sicherheitsaspekten Rechnung trägt.


Possen von Giovanni Boccaccio aus dem «Decamerone»

Die letzten Monate regierten uns Angst und Ungewissheit. Ein heimtückisches Virus riss die Krone an sich und auferlegte uns sein Diktat. Wir schickten uns drein, gingen in Quarantäne. In noch stärkerem Masse als wir erlebte das im 14. Jahrhundert Giovanni Boccaccio zur Zeit der Pest. Boccaccio selber hatte die Seuche überlebt, mehr noch, sie bildete den Rahmen für sein grosses Werk «Il Decamerone», das ihn bis heute unsterblich macht. Ein Buch, das die Schönheiten des irdischen Lebens feiert: hundert Novellen gegen den Tod! Auffallend die blühende Phantasie, der erotische Witz, der Schabernack, die Lust an der Liebe – der himmlischen wie irdischen – die mit der Verharmlosung der «Sünde» locker einhergeht; was sprachlich so stilvoll und leichtfüssig daherkommt, kann keine Sünde sein! «Il Decamerone» ist der wahre Antikörper gegen Einschränkung, Zwang und Dogma, gegen Herrschaftssysteme und Doppelmoral. Es ist die Lust am Leben per se, an der Freiheit, philanthropische Anarchie und seit 670 Jahren Inspirationsquelle vieler grosser Dichter, Maler und Filmemacher.

Liebeslust und Schabernack

Fünf SchauspielerInnen, ein Musiker, zwei Garderobenständer voller Kostüme und sonstiger Plunder reichen aus, um die witzigsten, anmutigsten, geistreichsten, tiefgründigsten und oberflächlichsten Geschichten auf die Bühne zu bringen. Zwischen Commedia dell’ Arte von früher und Monty Python von heute, begleitet von Tanz und Musik, entsteht ein spontaner Theaterabend, der in einer aussergewöhnlichen Zeit alt Bewährtes neu entdeckt und ins Heute ruft!

In der Dramatisierung von Peter Niklaus Steiner bildet das geschlossene Theater im Sihlwald die Ausgangslage. Es soll neu gestrichen werden, doch die Handwerker stöbern darin einen Schauspieler mit seiner Kollegin auf, die sich zur Liaison dahin zurückgezogen haben. Da bringt die Betriebsleiterin Kafi und Gipfeli und schon bald sehen sich die Protagonisten über die Magie von Requisiten und Kostümen in deren Geschichten versetzt, begleitet von einem achtköpfigen Gesangs- und Plausch-Ensemble, das am andern Ufer seine Badetücher ausbreitet und Schirme aufspannt. Sommertheatergenuss unter Einhaltung der Schutzvorschriften mit gedeckter Zuschauertribüne und Bistro.

Die Possen: Da wird einem zum Jux weis gemacht, er sei unsichtbar, was ihm gehörige Schelte einbringt. Ein älterer Richter bekommt das «Recht der Natur» zu spüren, indem seine junge Gattin ihn einem attraktiven Seeräuber, der sie entführte, vorzieht. Einem andern Patriarchen werden vor seinen Augen Hörner aufgesetzt und gleichzeitig vorgetäuscht, es sei nicht wahr was er sieht. Ein schlauer Mönch weiss von Ganoven untergeschobene Kohle als heilige Reliquien anzupreisen. Ein sich stumm stellender Gärtner bekommt die Liebeslust der Nonnen zu spüren. Eine Dame erhält von einem als Mönch verkappten Strolch nächtlichen Besuch in Gestalt des Engels Gabriel. Eine andere weiss mit geschickter Rede ein Gesetz gegen Ehebruch auszuhebeln und damit ihr Leben zu retten. Schliesslich stellt die Ringparabel die Frage nach der hinter allem liegenden Wahrheit.

Spielende

22.15 Uhr (inkl. Pause)

Mitwirkende

Regie und Dramaturgie: Peter Niklaus Steiner
Musik: Fabio Ryser
Choreographie: Merete Amstrup

Es spielen: Susanne Kunz, Flavio Dal Molin, Nico Jacomet, Jacqueline Vetterli, Peter Niklaus Steiner, Fabio Ryser
Sing- und Plausch-Ensemble: Markus Weidmann, Anina Himmelberger, Thomas Kühl, Livia Werthmüller, Rudolf Keller, Morena Sampaio, Laura Lippuner, Annika Leitner

Regieassistenz: Deborah Althuser
Kostümassistenz: Anina Himmelberger
 
Grafik: Polytrop Intermedia
Bühnenbau: Nik Stahlberger
Abendtechnik: Michel Baumgartner
Technik und Schutzkonzept: Tilman Albrecht
Bistro: Jasmin Baumann

Produktionsleitung: Dominik Zemp

Bitte lesen Sie vor der Ticketbestellung die Sicherheitshinweise durch.